Zwischen Headhunting und Recruiting im öffentlichen Dienst
Wahrscheinlich (hoffentlich!) überlegt sich aktuell jede Behörde in Deutschland, wie sie in Zukunft offene Stellen besetzt bekommt. Denn kein anderes Thema wird die Verwaltung in den kommenden Jahren so fordern, wie die Frage: Wo bekommen wir (gute) Leute her und wie überzeugen wir sie, sich für den öffentlichen Dienst zu entscheiden? Wie kann man Social Media in Sachen Arbeitgebermarke, Positionierung und tatsächlich für das Recruiting einsetzen? Wir geben dir gute Tipps, Ideen und Erfahrungen mit auf den Weg.
➡️ Social Media ist nicht die finale und perfekte Antwort auf diese Frage, aber sagen wir es mal so: Es kann helfen!
Christian Pollack
Christian Pollack ist ein echter Profi, wenn es um Recruiting im öffentlichen Dienst geht, besser gesagt arbeitet er in der Personalberatung im öffentlichen Dienst. Ursprünglich hat er lange als Diplomverwaltungswirt in einer Kommune und anschließend im Landesdienst im Personalwesen gearbeitet. Und jetzt ist er selbständig in der Personalberatung für den öffentlichen Dienst, d.h. Kommunen und Behörden tätig. Dabei kümmert er sich auch um Personalmarketing sowie Employer Branding usw. ➡️ Christian Pollack ist Geschäftsführer der Public Pioneers in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. LikedIn: Christian Pollack
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Headhunting als Erfolgsversprechen
Was ist Headhunting für Behörden und Verwaltungen?
💡Headhunting für Behörden und Verwaltungen bezeichnet eine proaktive und gezielte Personalbeschaffungsmethode, bei der hochqualifizierte Fachkräfte und Führungspersonen mit spezifischem Know-how und Erfahrung direkt angesprochen und für Positionen im öffentlichen Dienst gewonnen werden. Durch den Einsatz von Headhunting können Behörden und Verwaltungen gezielt nach Kandidat*innen suchen, die über ein breites Spektrum an Erfahrungen und Fachkenntnissen verfügen, um Herausforderungen im öffentlichen Sektor zu bewältigen. Diese Art von Personalgewinnung unterstützt die kontinuierliche Weiterentwicklung des öffentlichen Dienstes, indem es talentierte Fachkräfte gewinnt, die zur Modernisierung, Effizienzsteigerung und Innovation beitragen. Herausforderung hierbei ist, dass der Behörden und Verwaltungen hierbei direkt mit den Talenten aus der freien Wirtschaft konkurrieren.
Die richtigen Leute finden und binden
Früher: Stellen werden gefunden
Bewerber und Bewerberinnen suchen nach Stellenangeboten und bewerben sich auf die entsprechenden Stellenanzeigen. Das setzt voraus, dass sie offen für neue Jobmöglichkeiten sind.
Heute: Bewerber und Bewerberinnen werden gefunden
Es gibt Stellen im Überfluss, aber wer passt zu mir und welches Unternehmen passt zum Bewerber oder Bewerberin. Ein neues Konzept von Finden & Binden ersetzt den klassischen Markt bei dem der Arbeitnehmer auf die Suche geht. Die passenden Kandidat*innen werden auf Basis von Suchwerkzeugen und Datenanalysen gefunden und mit den passenden Jobs zusammen gebracht. Die Zeit des Angebots und Nachfrage ist vorbei und der/die Arbeitgeber*in muss sich ins Zeug legen nicht nur die potenziellen Kandidat*innen zu überzeugen, sondern vor allem erstmal die passenden zu finden.
Grundsätzlich wird es immer schwerer Bewerber*innen für die vielen vakanten Stellen in Behörden zu finden.
➡️ Woher kommt der Mangel?
Es wird zu wenig ausgebildet und die Zahlen von Auszubildenden und Studenten im öffentlichen Dienst wachsen nicht mit der Anzahl der Stellen. Das ist sowohl bei Studenten als auch bei reinen Auszubildenden der Fall. Viele junge Menschen wollen nicht mehr in der Verwaltung arbeiten. Zudem verändert sich das Thema Verwaltung – neuartige Stellen müssen besetzt und das Image von Behörden ins 21. Jahrhundert transformiert werden. Viele Baustellen…
Sinn, Sympathie, Emotionen
Die Kultur in Verwaltungsberufen muss dringend verändert und verbessert werden, um langfristig neue Mitarbeiter*innen zu rekrutieren. Das fängt dabei an transparent zu erklären, warum die Situation gerade so brenzlig ist, wie sie ist. Und dann auch mit Mut an die ganze Sache ran gehen und die Stellenausschreibungen auf die Situation anpassen. Sprich nur das nötigste (rechtliche) mitaufnehmen und ansonsten die Vorteile, die Menschen, die Sympathie und die Emotionen in diesem Berufsfeld hervorheben.
✅ Darauf kommt es bei Stellenanzeigen im öffentlichen Dienst an:
- Sympathie
- Gesicht zeigen
- Spreche über die Dinge, die Bewerber*innen wichtig sind. (HomeOffice Regelungen, Bezahlung, Sicherheit, Freiheit, etc.)
- Bewerbungs-Hürden so klein wie möglich zu halten
- Präsentiere deine Behörde als Arbeitgeber
Attraktivität des öffentlichen Dienstes steigern
Christian Pollack ist überzeugt, dass man nur mit der freien Wirtschaft konkurrieren kann wenn man:
- Eine Arbeitgebermarke aufbaut und gegen verstaubte Klischees ankämpft
- Grundsätzlich das Image von Behörden und Verwaltungen verbessert
- Die Angebote noch attraktiver macht; beispielsweise mit Zulagen für Führungskräfte und Leute, die eine besondere Verantwortung tragen oder besonders im öffentlichen Fokus stehen. Man muss aus den strikten Gehaltsklassen ausbrechen und an so großen Stellschrauben wie Gehältern drehen, die das ganze Feld attraktiver machen.
Wie muss eine Stellenanzeige im öffentlichen Dienst aussehen?
- Umfassende Beschreibung des Jobs/ der Stelle
- Um welchen Job geht es?
- Was erwartet mich?
- Was sind meine Aufgaben?
- Schnellstmöglich den einfachsten Weg zu einem Kontakt anzeigen.
- Die interessierte Person muss direkt erkennen, wo und wie sich sich bewerben bzw. Kontakt aufnehmen kann.
- Baue keine unnötigen Hürden ein!
- z.B. LogIn oder zu viele Felder, die man ausfüllen muss.
- Nehme dir ein Beispiel an den besten Arbeitgebern und schaue dir an, wie diese ihre Stellenanzeigen gestalten.
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Stellenanzeigen auf Social Media
Natürlich kann man im Rahmen des Recruitings, Plattformen wie LinkedIn nutzen, um Stellenanzeigen zu veröffentlichen und zu verbreiten. Aber dabei sollte man sich die Frage stellen, wie effizient das Ganze ist. Denn LinkedIn ist z.B. für Stellenanzeigen mit höheren Abschlüssen und Qualifikationen hilfreich, aber es kommt eben nicht für jede offene Stelle in Frage. Denn LinkedIn ist eine sehr spezifische Plattform.
1️⃣ Option 1: Allgemeine Beschreibung
-> Erzähle allgemein etwas zu deinem Unternehmen: Was macht ihr? Warum und für was sucht ihr jemanden? Welche Vorteile und Goodies bietet ihr?
2️⃣ Option 2: Zeige ein Beispiel von einer Person, mit der du arbeiten wirst.
-> Jemand, der in der Abteilung bereits arbeitet, berichtet von dem Job und seinem Alltag und nennt Gründe, warum gerade du dich bewerben solltest.
-> z.B. ein Interview von einem/er Auszubildenden/der
3️⃣ Option 3: Der Chef/die Chefin spricht persönlich in die Kamera
-> Persönliche Ansprache: Ich suche dich!
-> Was kann er/sie für ein Chef sein? Was kann er/sie dir bieten? Wie sind seine/ihre Erwartungen?
Anzeigen schalten – lohnt sich das?
Neben den klassischen offline Möglichkeiten, Online-Platfformen wie Stepstone, LinkedIn, etc. und der aktiven Suche kannst du natürlich auch noch Social-Ads schalten. Aber welche Social-Ads sind sinnvoll?
Google Ads: Nein, absolut nicht sinnvoll. Hier ist die Konkurrenz viel zu groß und Anzeigen schalten dementsprechend viel zu teuer für kleine und mittelgroße Kommunen.
LinkedIn Anzeigen: Nein, ebenfalls viel zu teuer und funktioniert für Behörden nicht. Nutze lieber Stepstone oder Indeed. Hier ist es aber so, dass je höher die ausgeschriebene Stelle ist, desto besser funktioniert die Anzeige auf Jobportalen.
Social Media Ads: Dazu zählen Anzeigen auf Instagram und Facebook. Das Ganze funktioniert besser als z.B. auf LinkedIn und kann günstiger sein.
💡 Tipp: Das Schalten von Ads ist das einzige Thema, dass auch wir an eine professionelle Agentur abgeben würden. Denn Ads sind so ein spezifisches, kompliziertes und schnell entwickelndes Thema wo man am besten nur echte Profis ran lässt, um effizient zu bleiben und nicht zu viel Geld zu verbrennen.
Solltest du Fragen oder Anmerkungen haben, schicke uns gerne eine E-Mail an hallo@amtshelden.de. Ihr kommt in eurer Stadt mit Social Media nicht wirklich voran? Dann haben wir vielleicht was für dich – schau dir mal unser Amtshelden-Programm an.
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