KI in Behörden richtig und sicher nutzen
In diesem Beitrag dreht sich alles um künstliche Intelligenz und deren Einsatzmöglichkeiten in Behörden. Wir informieren nicht nur über den Einsatz von ChatGPT für textbasierte Aufgaben, sondern auch über KI-Tools, die zur Recherche, Entscheidungsfindung oder Filterung des Posteingangs genutzt werden können. Besonders interessant wird es bei generativen KIs, wie Chatbots, die eigenständig Inhalte und Lösungen erzeugen. Zum Thema KI in Behörden haben wir mit Christian Hartz, Legal Engineer und Experte an der Schnittstelle zwischen juristischen Fragestellungen und IT/KI im öffentlichen Sektor gesprochen.
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Christian Hartz
Legal Engineer, Wolters Kluwer
Christian Hartz ist Legal Engineer bei Wolters Kluwer und als Product Owner in deutschen und internationalen Projekten für das Machine Learning verantwortlich. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität des Saarlandes und dem Referendariat am Saarländischen Oberlandesgericht arbeitete er annähernd 5 Jahre bei einem juristischen Informationsdienstleister in Saarbrücken bevor er 2019 zu Wolters Kluwer wechselte. Neben seiner Tätigkeit bei Wolters Kluwer unterrichtet er als Lehrbeauftragter an der Universität des Saarlandes im Bereich Strafrecht. (Quelle: https://lrz.legal/de/christian-hartz)
Wolters Kluwer hat weltweit 20.000 Mitarbeitende und betreibt juristische Recherche Informationen und bieten auch Produkte für die öffentliche Verwaltung und sind im Steuerberater und Gesundheitswesen unterwegs. Christian ist im Legal und Public Bereich tätig. Denn immer mehr Behörden fragen in seinem Unternehmen an, wie sie KI richtig und sicher in ihrem Bereich anwenden können.
Potenziale von KI in Behörden
Künstliche Intelligenz (KI) bietet in öffentlichen Verwaltungen ein enormes Potenzial, die Effizienz und Qualität der Arbeitsprozesse zu steigern. Sie kann nicht nur helfen, große Datenmengen schneller zu analysieren, sondern auch einfache Verwaltungsaufgaben zu automatisieren und die Bedürfnisse der Bevölkerung besser vorherzusagen. Durch den intelligenten Einsatz von KI können Arbeitsabläufe optimiert werden, was es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht, sich stärker auf die Bürgeranliegen zu konzentrieren.
Zu den konkreten Einsatzmöglichkeiten gehören beispielsweise die Vorfilterung von Post und E-Mails. Mithilfe von KI-Systemen können eingehende Nachrichten automatisch kategorisiert und den richtigen Abteilungen oder Ämtern zugewiesen werden. Darüber hinaus können generative Chatbots dazu genutzt werden, häufig gestellte Fragen von Bürgerinnen und Bürgern auf den Webseiten von Behörden zu beantworten – eine effiziente Lösung, die einfache Anfragen sofort bearbeitet und das Personal entlastet.
Generative KI – Was ist das?
Generative KI ist eine spezielle Form von Künstlicher Intelligenz, die in der Lage ist, eigenständig neue Inhalte zu generieren – von Texten über Bilder bis hin zu Musik und Videos. Mit Hilfe von maschinellem Lernen trainieren diese Modelle, riesige Datenmengen zu analysieren und daraus neue, kreative Ergebnisse zu schaffen.
Im Kontext von Behörden könnte generative KI für die automatisierte Erstellung von Dokumenten, das Zusammenfassen von Berichten oder die Beantwortung von Bürgeranfragen eingesetzt werden. Dies würde nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Mitarbeiter entlasten. Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, dass bei der Nutzung solcher Technologien auch ethische Fragen berücksichtigt werden, insbesondere der Schutz vor Manipulation und die Sicherstellung, dass keine diskriminierenden Inhalte generiert werden.
Sicherheit bei der Nutzung von KI in Behörden
Die Einführung von KI in den Behördenbetrieb erfordert nicht nur technologische Innovation, sondern auch einen hohen Sicherheitsstandard. KI-Systeme müssen nicht nur effizient arbeiten, sondern auch den gesetzlichen Datenschutzvorgaben entsprechen und vor Missbrauch geschützt sein. Besonders im öffentlichen Sektor, wo sensible Daten verarbeitet werden, ist es entscheidend, Transparenz in den eingesetzten Algorithmen zu gewährleisten und klare Datenschutzrichtlinien zu etablieren.
Dabei sollte jede Behörde ihre spezifischen Anforderungen genau definieren, bevor sie KI-Technologien implementiert. Welche Ziele sollen mit der KI erreicht werden? Welche Daten müssen verarbeitet werden? Welche Sicherheitsvorkehrungen sind erforderlich, um die Integrität und den Datenschutz zu garantieren? Dies sind Fragen, die sich jede Behörde stellen sollte, um einen verantwortungsvollen und effektiven Einsatz von KI sicherzustellen.
Ist eine KI zur Bilderkennung DSGVO-konform?
Ein konkretes Beispiel für den Einsatz von KI in Behörden ist die Bilderkennung, etwa beim Abgleich von Blitzerfotos durch das Ordnungsamt. Doch wie sieht es mit der Datenschutzkonformität aus? Der Einsatz von KI zur Verarbeitung personenbezogener Daten – wie es bei Fotos der Fall ist – muss besonders vorsichtig und unter strikter Beachtung der DSGVO erfolgen. Hier müssen sowohl die Art und Weise der Datenspeicherung als auch der Umgang mit sensiblen Informationen klar geregelt sein, um rechtliche und ethische Probleme zu vermeiden.
Einsatzmöglichkeiten von KI in Behörden
Neben den bereits genannten Beispielen gibt es eine Reihe weiterer Anwendungsmöglichkeiten, die das Potenzial von KI in Behörden auszeichnen. Besonders in der Übersetzung und Vereinfachung von Texten liegt ein großer Nutzen. Dies betrifft nicht nur Alltagsdokumente, sondern vor allem komplexe, oft schwer verständliche Gesetzestexte. KI-gestützte Übersetzungs- und Zusammenfassungswerkzeuge ermöglichen es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die wichtigsten Informationen schneller zu erfassen, ohne die Qualität der Arbeit zu beeinträchtigen.
Dabei geht es nicht darum, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihre Arbeit zu nehmen, sondern sie durch technologische Hilfsmittel zu unterstützen. Eine KI, die komplizierte Gesetzestexte in einfache Sprache übersetzt, kann den Arbeitsalltag erheblich vereinfachen und wertvolle Zeit sparen.
EU AI-Act – Ein hilfreicher Rahmen für KI in Behörden?
Der EU AI-Act ist ein regulatorischer Rahmen, der darauf abzielt, den Einsatz von KI in der EU zu standardisieren und gleichzeitig die Risiken zu minimieren. Wir sehen den AI-Act als äußerst sinnvoll, da er klare Richtlinien und Anforderungen vorgibt, die den sicheren und verantwortungsvollen Einsatz von KI fördern. Er stellt sicher, dass sowohl die Privatsphäre der Bürger als auch die Rechte der Arbeitnehmer gewahrt bleiben und gleichzeitig Innovationen nicht unnötig behindert werden. Mehr zu diesem Thema finden Sie in unserem ausführlichen Blogartikel zum EU AI-Act.
Worauf Behörden achten sollten, bevor sie eine KI einsetzen:
- Definiere den eigenen Anwendungsfall und setze klare Ziele.
- Bestimme die spezifischen Einsatzbereiche von KI und deren genaue Aufgaben.
- Wähle die richtige KI-Technologie, die die definierten Ziele effizient erfüllen kann.
- Starte mit kleinen Pilotprojekten und teste die Technologie in der Praxis.
- Sensibilisiere die Mitarbeitenden für die Nutzung von KI und nehme mögliche Ängste.
- Setze den Fokus auf „People – Process – Technology“: Der Mensch sollte immer an erster Stelle stehen.
5 Schnelle Tipps zur sicheren Nutzung von KI in Behörden:
- Gebe keine sensiblen Daten in OpenAI Tools ein.
- Gebe keine Kundendaten in Open Source KI-Systeme ein.
- Arbeite nicht mit Daten, die Ihnen nicht gehören.
- Teile keine vertraulichen Firmendaten.
- Schaffe eine eigene Sandbox.
ABER: KI kann für die Erstellung einfacher Texte ohne sensible Daten eine wertvolle Unterstützung bieten – hier ist sie ein wahres Goldstück!
Was ist eine Sandbox?
Eine Sandbox ist eine isolierte Testumgebung, in der Anwendungen oder Programme getestet werden können, ohne das zugrunde liegende System zu gefährden. Sie ermöglicht es, neue Softwarelösungen oder KI-Modelle zu erproben, ohne dass das Hauptsystem durch Fehler oder Sicherheitslücken beeinträchtigt wird. In einer Sandbox können Risiken minimiert und die Funktionsweise der Software unter sicheren Bedingungen evaluiert werden.
Für den Einsatz von KI bedeutet dies, dass eine Sandbox eine geschützte Umgebung bietet, in der Modelle wie ChatGPT oder ähnliche Sprachmodelle betrieben werden können, ohne dass die Daten das eigene System verlassen. So bleibt die Datensicherheit jederzeit gewahrt.
Large Language Model vs. Small Language Model
Sprachmodelle (Language Models) spielen eine entscheidende Rolle in der KI-Entwicklung. Große Sprachmodelle (LLMs) wie GPT-4 sind in der Lage, komplexe Sprachmuster zu verstehen und zu erzeugen und bieten damit eine hohe Vielseitigkeit. Sie sind jedoch auch ressourcenintensiv. Kleinere Sprachmodelle (SLMs) hingegen sind effizienter und ressourcenschonender, eignen sich jedoch besser für spezifische Aufgaben und können mit komplexeren Kontexten weniger gut umgehen.
Die Wahl zwischen einem großen oder kleinen Modell hängt von den spezifischen Anforderungen der Behörde ab. Große Modelle sind ideal für tiefere Sprachverständnisaufgaben, während kleinere Modelle schnelle und effiziente Lösungen für weniger komplexe Anwendungen bieten.
Fazit – KI in Behörden richtig und sicher nutzen
Der Einsatz von KI in Behörden bietet enorme Chancen für Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung, jedoch ist eine sorgfältige Planung und Umsetzung notwendig. Sicherheit und Datenschutz müssen dabei stets oberste Priorität haben, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zu erhalten. KI ist kein Ersatz für menschliche Arbeit, sondern ein Werkzeug, das den Alltag von Verwaltungsmitarbeitern erleichtert und es ihnen ermöglicht, sich stärker auf die Anliegen der Bürger zu konzentrieren. Der verantwortungsvolle Einsatz von KI kann so nicht nur die Arbeit in Behörden verbessern, sondern auch den Service für die Bürger deutlich steigern.
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